Wie konnte ich nur soooo lange warten, um nach Japan zu reisen?
Das habe ich mich immer wieder gefragt, während ich die Energie dieses Landes in mich aufgesogen habe. Wieso musste ich erst Anfang 50 werden, um an diesen wundervollen Ort zu kommen?
Eins ist jedenfalls klar: es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.
Weil mein Mann in Tokio einen Film gedreht hat und mein Sohn eine Woche extra Ferien bekommen hat, konnten wir uns drei Wochen Zeit nehmen: 2 Wochen Tokio und 1 Woche mit dem Shinkansen nach Kyoto, Nara und Hakone. Ich kann mich gar nicht entscheiden, was mir am besten gefallen hat und ich bin total verzaubert von der Freundlichkeit, Herzlichkeit, Entspanntheit und Achtsamkeit der Menschen, denen wir begegnet sind. Trotz teilweise großer Sprachbarrieren sind wir überall so herzlich aufgenommen worden. Bei dem verzweifelten Versuch U-Bahn-Tickets zu kaufen, kamen drei junge Japanerinnen auf uns zu, die mir erst mal die richtige App auf dem Handy eingerichtet haben – natürlich alles komplett auf japanisch. Die vielen Verbeugungen in Shops, Restaurants, Hotels kann ich gar nicht mehr zählen – irgendwann haben wir selbst damit angefangen, unseren Respekt und unsere Dankbarkeit so auszudrücken. Und zum Thema japanisches Essen könnte ich die nächsten 10 Newsletter füllen. Überwältigt von so viel Liebe zum Detail und so viel gesunder Vielseitigkeit fällt es mir etwas schwer, wieder auf heimische Kost umzustellen. Während unseres super leckeren Abschiedsdinners mit Freunden sind wir dann tatsächlich noch von einem relativ heftigen Erdbeben durchgeschüttelt worden. Aber es ist zum Glück nichts passiert.
Ja, diese Reise hat mich verändert und die Themen Achtsamkeit, Respekt und Schönheit in einen neuen Kontext gesetzt und zwar auf allen Ebenen.
Ich werde mir jetzt mehr Zeit nehmen, liebevoller und achtsamer mit mir selbst und meiner Arbeit umgehen, langsamer kochen und langsamer essen, weniger kaufen, mehr genießen und die Schönheit – sichtbar und unsichtbar – wertschätzen und ehren.
Bis zum nächsten Mal, liebes Japan, danke für deine Inspiration!
01. Achtsamkeit
Gerade in der Yoga-Welt ist dieses Thema ziemlich strapaziert. Überall gibt es Achtsamkeits-Übungen und theoretisch wissen wir alle, was damit gemeint ist. In der Realität muss aber alles schnell gehen, praktisch sein, zack zack.
Japan hat mir auf allen Ebenen gezeigt, was Achtsamkeit bedeutet: vor allem, sich Zeit zu nehmen, die Dinge zu gestalten, zu genießen, präsent zu sein und ihre Schönheit wahrzunehmen. Gerade in Bezug auf das Essen, das so vielseitig ist in Geschmack, Konsistenz und Art der Zubereitung: Fleisch, Gemüse, Fisch – roh, gebraten, gekocht, gegart, fermentiert, mariniert – sauer, salzig, süß, bitter – knackig, fest, weich, fluffig, schleimig. Und das alles idealerweise in ein und derselben Mahlzeit. Ich hatte mit einigen Kilo Gewichtszunahme gerechnet, weil wir gefühlt nur gefuttert haben, aber das Gegenteil ist der Fall. Und ja: diese Art zu kochen und zu essen ist zu 100% Achtsamkeit. Aber auch Architektur, Design und vor allem die Liebe zum Detail sind für mich Ausdruck eines viel bewussteren Umgangs mit dem Leben, der Zeit und miteinander.
02. Respekt
Selbst in der super vollen Großstadt Tokio haben die Menschen Respekt vor der Natur, gehen rücksichtsvoll miteinander um und halten ihre Umgebung sauber. Es gibt nirgendwo Mülleimer, weil alle ihren Müll mit nach Hause nehmen. Überall findet man Schreine, Tempel, kleine Parks oder Mini-Vorgärten, die super gepflegt sind und der Stadt etwas Spirituelles geben.
Der Shintoismus sieht Gott in allen Dingen und im Buddhismus ist das zentrale Thema Präsenz und Mitgefühl. Diese Qualitäten geben Japan ein ganz anderes Erscheinungsbild. Der Autoverkehr ist rücksichtsvoll, niemand hupt. Auf den Gehwegen fahren die Radfahrer teilweise etwas halsbrecherisch um die Fußgänger herum, aber es kommt nie zu Kollisionen oder Auseinandersetzungen. Und selbst auf der übervollen Shibuya Crossing laufen alle gleichzeitig los, umeinander, miteinander, durcheinander. Es gibt keine Graffitis oder Hundescheisse.
Natürlich ist eine Gesellschaft, in der strengere Regeln herrschen, weniger frei – aber was bedeutet Freiheit, wenn sie auf Kosten der Allgemeinheit geht, oder sich einzelne Freiheiten auf Kosten anderer nehmen? Mit diesen Fragen habe ich mich beschäftigt und für mich war die tiefe Spiritualität und der Respekt vor der Natur und das Miteinander überall spürbar.
03. Schönheit
Weil ich so inspiriert von der Schönheit Japans bin, passt auch eine Folge meines Podcasts wie die Faust aufs Auge bzw. Ohr! Natürlich ist Schönheit auch immer Geschmacksache oder eine Frage der Interpretation, aber als echte ProAge-Aktivistin liegt für Schönheit für mich vor allem unter der Oberfläche. Wenn Schönheit von innen kommt, wird sie auch im außen sichtbar!
Ich freu mich, wenn Du in meinen Beauty-Talk mit Lisa Burzin reinhörst. Entweder hier direkt oder auf Spotify & Co.