„Es ist wichtig für euch, für die Demokratie.
Die Demokratie muss bleiben.
Ihr müsst Menschen sein. Nichts weiter.“
Margot Friedländer
Ein guter Freund von mir, Philipp Strohm (der Gründer von YogaMeHome), hat aktuell einen Blogartikel auf der YogaMeHome-Seite verfasst mit dem Titel „Namaste gegen Rechts“. Einige Mitglieder haben sich daran gestört und sind der Meinung, dass Politik nichts im Yoga zu suchen hätte.
Ich, die ich seit 35 Jahren Yoga übe und seit 15 Jahren Yoga unterrichte, möchte dazu Stellung nehmen!
Lasst uns erst mal definieren, was Yoga ursprünglich ist: eine lebenslange Praxis, die das Ziel hat, unseren Geist vom Leiden zu befreien und die Früchte unserer Praxis in den Dienst aller fühlenden Wesen zu stellen.
Yoga zu üben bedeutet in Verbindung zu treten:
1. Indem wir uns selbst kennenlernen, unseren Geist erforschen, unsere Anhaftungen und Abneigungen verstehen und erkennen, dass wir selbst komplexe Wesen sind, mit allen Widersprüchen in uns selbst.
2. Indem wir die Welt, in der wir leben, als einen komplexen Ort anerkennen, wo es keine einfachen Wahrheiten gibt und die „Realität“ immer eine Interpretation unserer Wahrnehmung ist.
Yoga ist keine Praxis, um sich besser zu fühlen – als Selbstzweck. Yoga dient auch nicht einem knackigen und/oder gesunden Körper. Das sind eventuelle Begleiterscheinungen und im Westen – also in unserem direkten Umfeld – reduzieren viele die Yoga-Praxis auf diese beiden Ziele: inneren Frieden und einen guten Body.
Wer dadurch den Anspruch erhebt, dass das Yoga ein Ort der Glückseligkeit sein sollte, kann dazulernen. Das ist die gute Nachricht.
Denn als Yoga-Übende übernehmen wir Verantwortung, zuallererst für uns selbst und unsere Verwirrung und Irrtümer. Und allein das fühlt sich nicht immer gut an. Dazu kommt, dass wir in einer schwierigen Zeit leben und unsere Sicherheit, unsere Demokratie, unser Frieden und nicht zuletzt die Natur unseres gesamten Planeten bedroht sind.
Wenn der Planet stirbt, sterben wir. Alles hängt zusammen!
Zu denken „solange es mir gut geht, geht mich das alles nichts an“ ist ignorant. Denn wir alle sind betroffen und Ignoranz führt immer dazu, dass wir irgendwann davon überrascht werden, dass die Dinge nicht so geworden sind, wie wir uns das wünschen.
Die Freiheit, Yoga als politikfreien Raum anzusehen, ist spätestens dann vorbei, wenn wir von Menschen regiert werden, die Yoga ablehnen. Und das kann schnell passieren.
Yoga ist ein IMPORT aus einer bzw. mehreren Kulturen.
Yoga hat seinen Ursprung nicht hier.
Yoga wurde überall auf der Welt weiterentwickelt und interpretiert.
Yoga ist Jahrtausende alt und sehr divers.
Yoga ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig andere Kulturen sind, wie wichtig Einflüsse aus anderen Denkweisen sind und wie wichtig es ist, dafür offen zu sein.
Und nicht zuletzt ist Yoga eine Aufforderung an uns, in Frieden und Respekt miteinander zu sein!
Frieden im Inneren ist immer die Voraussetzung für Frieden im Außen.
Und wer glaubt, dass Menschen, die diese Werte nicht teilen, vor uns und vor dem Yoga Halt machen werden, der wird sich wundern. Yoga zu üben wurde in seiner langen Geschichte immer wieder verboten. Warum?
Weil Yoga politisch ist, weil es radikal ist, für Frieden einzustehen. Weil es den Mächtigen ihre Macht nimmt. Weil wir uns dadurch selbst ermächtigen und uns nicht instrumentalisieren lassen!
Deswegen ist es – gerade jetzt – so wichtig, dass wir uns für unsere menschlichen Werte einsetzen. In unserem eigenen Herzen, auf der Matte, in Gesprächen, auf der Straße und vor allem an der Wahlurne!
Mit meiner Yogapraxis arbeite ich an meiner inneren Haltung, berühre so meine engsten Freunde und meine Familie und beeinflusse mein gesamtes Umfeld. Und so gestalte ich letztendlich auch meine Welt.
Mein Mantra ist immer wieder: Haltung kostet. Aber das ist es mir wert!
Namasté, Deine Elena Lustig
Links zum Blogartikel von YogaMeHome und einer Facebook-Seite, die sich ganz klar positioniert!
YogaMeHome Blog-Artikel | Shantifa – Yogi:nis gegen Rechts